Das Haus an der Montego Bay by bennett

Das Haus an der Montego Bay by bennett

Autor:bennett [bennett]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: 19.jahrhundert, geheimis, jamaika
ISBN: 9783492954839
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2012-07-15T22:00:00+00:00


Zweiter Teil

Hoffnung ist das gefiedert Ding,

das in der Seel’ sich regt,

und Lieder ohne Worte singt

aufs Neue unentwegt.

Aus dem Gedicht »Hoffnung ist das gefiedert Ding«

von Emily Elizabeth Dickinson

15

Montego Bay, Jamaika, September 1883

Valeries Leben hatte sich seit Hannes Tod komplett geändert. Plötzlich war sie nicht nur die Herrin von Sullivan-House, sondern auch die Frau an der Spitze eines Rumimperiums. Obwohl Gerald und Mister Kilridge alles taten, um sie in die Geschäfte einzuweihen, zweifelte sie daran, dass sie der Herausforderung gewachsen war. Grandma hätte sie früher in das Unternehmen einweisen müssen!

Von ihrem Mann Ethan erhielt sie wenig Unterstützung. Er war unermüdlich als Arzt gefordert. In den Sümpfen von St. Elizabeth Parish im Südwesten der Insel war das Dengue-Fieber ausgebrochen und hatte sich über die Stadt Black River bis nach Montego Bay ausgebreitet. Hunderte Menschen litten an dieser Krankheit, und viele waren bereits daran gestorben. Valerie bekam ihren Mann oft tagelang nicht zu Gesicht, und wenn er dann nach Hause kam, fiel er erschöpft ins Bett. Sie machte sich große Sorgen um ihn.

Kurz nach Hannes Beerdigung hatten sie ohne eine große Feier geheiratet. Valerie war nicht nach einem Fest zumute gewesen. Ihr fehlte Hanne sehr. Außerdem hatte sie außer zu Cecily den Kontakt zu ihren Freundinnen so gut wie verloren. Sie wurde nicht mehr eingeladen und gab auch selbst keine Gesellschaften. Manchmal kam sie sich vor wie ihre Großmutter und befürchtete, man würde auch sie über kurz oder lang als »schwarze Lady« bezeichnen.

Doch ihr blieb wenig Zeit, sich über ihren Ruf Gedanken zu machen. Andere Dinge waren wichtiger, wie die Frage, wo sie so schnell Aushilfsarbeiter für die Plantage hernehmen sollte, war doch ein Teil ihrer Beschäftigten am Fieber erkrankt. Überdies wollten sie sich nicht von Ethan behandeln lassen, sondern von einem schwarzen Heiler. Einem Scharlatan, wie Ethan behauptete. Valerie hatte den Mann ein einziges Mal gesehen, und sie fürchtete sich vor ihm. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er die Leute mit seinen Kräutern und Ritualen gesund machen konnte. Außerdem hieß es, er betreibe schwarze Magie. Und einige der Arbeiter waren dem Fieber bereits erlegen. Ethan hatte versprochen, den Kerl zu verjagen und den Leuten seine Hilfe anzubieten.

Eigentlich war sie an diesem Tag mit Gerald auf der Plantage verabredet, um die Arbeiter davon zu überzeugen, sich in Ethans heilende Hände zu begeben. Im Übrigen wollte er sie endlich in das Geheimnis der Destille einweihen, doch das Wetter spielte nicht mit. An diesem Tag wollte es überhaupt nicht hell werden. Dichte schwarze Wolken hingen über der Bucht, und es hatte bereits wiederholt geregnet. Dazu wehte ein kräftiger Wind, weswegen Jerome sich weigerte, den Wagen anzuspannen. »Das gibt ganz große Sturm, wie Misses Brown noch nie gesehen«, hatte er mit unheilschwangerer Stimme verkündet. Valerie teilte seine Sorge zwar nicht, beschloss aber, die Fahrt zur Plantage zu verschieben. Es hatte keinen Zweck, Jerome zu etwas überreden zu wollen. Er war stur wie ein alter Esel.

Nun saß Valerie das erste Mal seit Monaten still in einem Sessel und hing ihren Gedanken nach. Bis auf die Tatsache, dass sie Ethan seit Wochen kaum mehr zu Gesicht bekam, hatte ihre Ehe eigentlich gut begonnen.



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